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24.7. bis 27.7.2008 Blindenbergtage auf der Eisseehütte im Timmeltal - Osttirol:

Wie jedes Jahr fand auch heuer wieder eine mehrtägige Bergtour mit dem Ziel, einen Berggipfel mit einer Höhe von über 3000 m zu besteigen, statt. Es nahmen daran 6 blinde und 8 sehende Bergbegeisterte teil.

Am Donnerstag in der Früh begann die Reise mit zwei Kleinbussen beim Blindenverband. Das Wetter zeigte sich nicht gerade von der schönsten Seite. Während der Fahrt gab es einige Schauer. Aber je weiter wir nach Süden kamen, umso schöner wurde es, als wir den Felbertauerntunnel hinter uns hatten, durften wir die ersten Sonnenstrahlen genießen. Nach einer ungefähr fünfstündigen Autofahrt erreichten wir unser Reiseziel im Gemeindegebiet Prägraten am Großvenediger. In einer Fleischhauerei stärkten wir uns für den bevorstehenden Hüttenanstieg. Nach dem Mittagessen fuhren wir noch weiter bis zur Bodenalm. Dank dem Ernst, der den Schlüssel zu einer Privatstraße bekam, sparten wir uns einige Höhenmeter mit unseren schweren Rucksäcken. So befanden wir uns bereits auf einer Höhe von 1900 m, als die Autos geparkt wurden und wir unsere zum Teil sehr schweren Rucksäcke schulterten. Entlang eines Flusslaufes führte ein gleichmäßig ansteigender Bergpfad. Die Sonne schien, die verschiedenen Kräuter dufteten, gleich zu Beginn war ich nach der langen Autofahrt überwältigt von der Schönheit dieser Landschaft. Nach einer Gehzeit von ungefähr einer Stunde gab es die Möglichkeit, den schweren Rucksack von der Materialseilbahn bis zur Eisseehütte zu befördern. Außerdem war das zweite Wegstück bedeutend steiler. Nach einer Gehzeit von ungefähr zweieinhalb Stunden erreichten wir die Eisseehütte auf 2521 m Höhe am späten Nachmittag. Mit dem Wetter hatten wir schon am ersten Tag Glück. Es regnete keinen Tropfen. Auf dieser kleinen, einfachen Hütte konnte ich mich sofort alleine zurechtfinden. Wir wurden mit einem guten Abendessen verwöhnt, bevor wir den ersten Tag gemütlich ausklingen ließen und uns auf den bevorstehenden Gipfel einstimmten.

Am Morgen des zweiten Tages standen wir alle 14 abmarschbereit um halb acht Uhr vor der Eisseehütte. Es war ziemlich kalt und Nebelschleier verhängten die umliegenden Berggipfel. Anni und Alfons gingen ein Stück mit uns. Der erste Teil des Weges war sehr schön, zwar immer gleichmäßig ansteigend, aber ohne größere Schwierigkeiten. Je weiter wir hinaufkamen, umso wärmer wurde es. Die Sonne kam immer wieder hervor, Angelika schilderte mir am Wegrand verschiedene Bergblumen wie Anemonen, blühende Moospolster, Enzian und sogar ein Edelweiß stand direkt neben dem Weg.
Ein Stück ging es wieder abwärts bis zu einem Flussbett das wir überquerten, um auf der gegenüberliegenden Seite wider aufzusteigen. Nun begann der Weg etwas unwegsamer zu werden. Ein kleines Stück war sehr stark verblockt, und wir mussten besonders vorsichtig steigen, unter den Blöcken hörte ich das Wasser gurgeln. Bald kamen wir auf die ersten Schneefelder. Sie waren sehr griffig, der Neuschnee der vor einigen Tagen gefallen war, kam uns zu Gute. Die oberen 300 Höhenmeter waren am steilsten und schwierigsten. Davor gab es noch eine erholsame Trinkpause, die wir zum Anlegen der Brustgurte nützten. Auch im oberen Teil kamen wir sehr gut voran. Die Fußstapfen des Vordermanns boten einen sicheren Halt. Nun ging es noch ziemlich steil über Geröll und Schotter dem Gipfel entgegen. Nach einer Gehzeit von ungefähr 4 Stunden erreichte die erste Hälfte der Gruppe den Gipfel der Weißspitze (Höhe 3300 m). Die Nebelschwaden rissen auf und vor uns war der Großvenediger in seiner ganzen Pracht zu sehen. Nun schmeckte die Jause besonders gut. Und während wir eine Weile rasteten, kam auch der Rest der Gruppe nach. Es ist immer wieder ein Erfolg, wenn die ganze Gruppe am Gipfel steht.
Nach einer langen Pause gestärkt traten wir den Rückweg an. Beim Hinuntergehen hatte ich bei dem obersten steilsten Schneefeld besonderen Respekt. Als wir da gut drüber kamen, war ich erleichtert. Bei unserem Rastplatz warteten wir wieder zusammen. Es geht sich leichter, wenn man weiß, dass alle das steile Stück wieder gut heruntergekommen sind.
Gut gelaunt und mit einem neuen Bergerlebnis bereichert erreichten wir um halb sechs rechtzeitig zum Abendessen die Eisseehütte.

Am Abend saßen wir noch in gemütlicher Runde, Christian mit seinen Liedern auf der Gitarre trug zu einer gemütlichen Stimmung bei.
Auch am dritten Tag hatten wir brauchbares Wanderwetter, und auf einem Höhenwanderweg ging es bis zur Sajathütte. Wir gingen ungefähr drei Stunden. Auch dieses Mal begleiteten uns Alfons und Anni ein Stück, bevor sie wieder umkehrten und es sich auf der Eisseehütte gemütlich machten.
Am Abend dieses Tages gab es einiges zu feiern. Unser gemeinsames Gipfelerlebnis, dass wir alle wohlbehalten hier saßen und noch zwei Geburtstagskinder, Anni und Lilli, die es sich nicht nehmen ließen, einige Runden zu spendieren. Auch wenn es an diesem Abend etwas später wurde, hatten wir am nächsten Morgen noch genug Kraft für den Hüttenabstieg bis zu den Autos bzw. Prägraten.
Zum Abschluss kehrten wir noch in Prägraten auf ein Mittagessen ein. Auch dieses Mal möchte ich es nicht versäumen, unseren sehenden Begleitern einen besonderen Dank auszusprechen, dass sie uns so viel zutrauen und uns auch anspruchsvolle Bergtouren ermöglichen.

Geschrieben von Veronika Breuer am 1.8.2008


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Zuletzt geändert am: 11.8.2008